Tag des offenen Denkmals 2020
Sanierung der Klosterkirche Markt Indersdorf (ehemaliges Augustiner-Chorherrenstift)
Die Sanierung eines Baudenkmals birgt immer Überraschungen. Dies war auch bei der Instandsetzung der ehemaligen Klosterkirche Mariä Himmelfahrt in Markt Indersdorf, 25 Kilometer nordwestlich von München der Fall. Für 2,5 Millionen Euro renovierte das Staatliche Bauamt Freising in Zusammenarbeit mit dem erzbischöflichen Ordinariat München das Dach, sanierte den Glockenstuhl und gab der ganzen Kirche einen neuen, denkmalpflegerisch abgestimmten Anstrich. Außerdem erhielt sie neue Stromleitungen und eine neue Beleuchtung. Derzeit werden einige Rokoko-Fresken und -Figuren restauriert, der Schwerpunkt liegt dabei auf den Fresken oberhalb der Orgelempore und an den Decken in den Seitenschiffen. Auch die Orgel wird gereinigt und die Empore statisch ertüchtigt. Den Abschluss macht nun die Sanierung der barocken Sakristeiausstattung.
Die größte Herausforderung bei der Sanierung war der Glockenstuhl. Denn die Schäden an den tragenden Balken, an denen die Glocke hängt, waren größer als vermutet. Und auch das Holz in den Dachräumen von Haupt- und Seitenschiffen sowie in den Dachbereichen der beiden Türme wiesen größere Schäden auf als gedacht. Doch während sich letztere relativ problemlos erneuern beziehungsweise sanieren ließen, musste für die Sanierung des Glockenstuhls und des Balkenlagers eine aufwendige Konstruktion entwickelt werden. Dazu wurde der Glockenstuhl teilweise abgetragen, die Glocken mit Ketten zu einen darüberliegenden Balken gezogen und dort befestigt. Anschließend zerlegten die Zimmerer den Glockenstuhl und die Balkenlager, tauschten schadhafte und nicht mehr tragfähige Teile aus und bauten anschließend Glockenstuhl und Balkenlager wieder auf.
Derzeit befassen sich das Staatliche Bauamt Freising und das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege vor allem mit der Restaurierung und Sanierung zweier kunsthistorisch besonders bedeutsamer Bereiche der ehemaligen Klosterkirche: Zum einen die Sicherung und Restaurierung des gotischen Altarstipes der Rosenkranzkapelle. Dort zeigt ein 85 cm hohes und 102 cm breites Gemälde auf dem Kalkbewurf der Mensa eines vermutlich Münchener Meisters um 1450 die Entschlafung, also den Tod Marias. Ein Thema, das einem in der gotischen Kunst zwar häufig begegnet, doch an der Vorderseite einer Altarmensa nur selten zur Darstellung kommt. Dieses Gemälde ist normalerweise hinter einem barocken Antependium (Altarüberwurf) mit der Darstellung der Geburt Christi verborgen, das zur Seite weggeklappt werden kann.
Zum anderen beginnen in diesen Tagen die Arbeiten am Mobiliar der Sakristei der Kirche, das aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts stammt. Nicht am Standardmobiliar wohlgemerkt, sondern an der historisch wertvollen Ausstattung: So werden die Verzierungen der Schränke und die kürzlich wiederentdeckten Teile der alten Schrankbekrönungen komplett ergänzt. Fehlende Beschlagteile, Schlosskästen, Griffe und Knöpfe werden ebenfalls ersetzt. Die Metallteile an den Möbeln und den Türen soll ein Metallrestaurator überarbeiten, ebenso das Lavabo, ein verzinktes Wandbehangschälchen mit dem dazugehörigen verzinkten Wassergefäß, das dem rituellen Händewaschen dient. Um das einheitliche Erscheinungsbild der verschiedenen Möbelteile sicherzustellen, sollen die Oberflächen des in der Vergangenheit behandelten Mobiliars im Glanzgrad zurückgenommen werden.
Die heutige Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt geht auf einen romanischen Vorgängerbau aus dem Jahr 1128 zurück, eine dreischiffige Pfeilerbasilika ohne Querschiff. Acht Jahre zuvor hatte Pfalzgraf Otto IV. von Wittelsbach das Augustiner-Chorherrenstift gegründet. Von dieser Klosterkirche sind noch der Grundriss und das romanische Westportal erhalten.
1264 musste die Kirche nach einem Klosterbrand neu errichtet werden. Damals erhielt sie den Nordturm. Um 1432 wurde sie nach spätgotischem Zeitgeschmack umgestaltet; die Seitenschiffe wurden verkürzt, die Decken eingewölbt, die Rosenkranzkapelle errichtet und der Südturm errichtet. Zwischen 1754 und 1758 erhielt die Kirche ihre heutige Rokokoausstattung. Aus Kostengründen beließ man das gotische Bauwerk mit seiner engen Pfeilerstellung und dem schmalen, hohen Raum und stattete das Innere mit reicher Dekoration aus. Mariä Himmelfahrt gilt seitdem als eine der prächtigsten Kirchen im Raum nördlich von München. Die hohen Baukosten leiteten aber das Ende des Klosters ein. 1783 wurde das Stift aufgehoben. Seither dienst die Kirche als Pfarrkirche. Die Baulast trägt hauptsächlich der Bayerische Staat.
Berühmt ist die Kirche in Markt Indersdorf vor allem wegen ihrer 34 Fresken, die von den Künstlern Matthäus Günther und Georg Dieffenbrunner geschaffen wurden. Hauptthema sind Szenen aus dem Leben des Hl. Augustinus.