Gehölzfriseure an Bundes-, Staats- und Kreisstraßen

Den Wildwuchs auf dem eigenen Kopf kommt man seit Anfang Dezember aufgrund des Lockdowns auch für Friseure nicht mehr bei. Wohl aber wuchernden Bäumen und Sträuchern.  Seit Mitte Dezember sind die Mitarbeiter der Straßenmeistereien Dachau, Erding, Freising, München-Riem und Taufkirchen unterwegs, um entlang von Bundes- und Staatsstraßen und in den Landkreisen München und Erding auch an Kreisstraßen Sträucher zurückzuschneiden und tote Äste von Bäumen zu entfernen. Gehölzpflege lautet der Fachbegriff hierfür. Notwendig ist er alle 10 bis 15 Jahre. „Durch das Zurückschneiden verjüngen wir die Bestände“, sagt Christine Philipp, zuständige Landschaftsplanerin beim Staatlichen Bauamt Freising. Der Anteil an baumartig wachsenden Gehölzen sollte gegenüber den strauchartig wachsenden Arten nicht zu hoch sein und muss manchmal reduziert werden. Einzelne Bäume verbleiben jedoch als sogenannte Überhälter und werden im Zuge der Gehölzpflege freigestellt, damit sie sich besser entwickeln und ein stabiles Grundgerüst bilden können. „Wir schneiden die Gehölzflächen abschnittsweise jeweils um ein Drittel der Gesamtfläche zurück, maximal auf einer Länge von 100 m. Dadurch erhalten wir die ökologische Funktion der Gehölzflächen entlang der Straßen und ermöglichen den auf die Gehölze als Lebensraum angewiesenen Tierarten in die verbleibenden Gehölzflächen auszuweichen.“, erklärt Philipp.

Auch wenn diese „Auf-den-Stock-setzen“ genannte Methode zunächst etwas radikal aussieht, dient sie doch dem langfristigen Erhalt der Straßengehölze. Denn Haselnuss, Weiden und andere Straucharten sind in der Lage, aus den im Boden verbleibenden Wurzelstöcken wieder auszutreiben. Durch den Rückschnitt wird in den Hecken der Anteil an Sträuchern stabilisiert und gefördert.

„Wenn diese Pflege ausbleibt, beginnt die Strauchschicht der Heckenstruktur etwa durch Beschattung, Standortkonkurrenz und Überalterung zu verkahlen“, sagt Philipp. Dies führt mittel- bis langfristig zu einer Abnahme der Strukturvielfalt des Gehölzes, die jedoch für die Tierwelt sehr bedeutsam ist.

Früher war die Gehölzpflege nicht ganz ungefährlich. Die Mitarbeiter mussten mit der Motorsäge in den teils sehr steilen Böschungen arbeiten. Heute können sie auf sogenannte Fällgreifer (eine Art Baumschere, die an einen Bagger montiert wird, Heckenschere und Hochentaster, also eine Motorsäge am Stiel, zurückgreifen. Zudem sichert immer ein Fahrzeug die Mitarbeiter ab. Das Schnittgut wird anschließend überwiegend zu Hackschnitzeln verarbeitet.

© StBAFS
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