Gezielter Streueinsatz und Frühjahrsputz
Tagsüber war es zuletzt sehr warm, nachts fallen die Temperaturen aber auf den Gefrierpunkt. Streuen die Straßenmeistereien denn noch?
Natürlich streuen wir, wenn nachts die Temperaturen in Gefrierpunktnähe sinken. Allerdings rückt der Winterdienst nicht mehr am Abend aus, denn die Straßen heizen sich tagsüber mittlerweile so stark auf, dass das nicht mehr notwendig ist. Ob wir ganz früh am Morgen losfahren müssen, das entscheiden unsere Späher.
Späher?
Das sind zwei sehr erfahrene Kollegen, einer in Riem und einer in Sauerlach an unserem Stützpunkt. Die stehen nachts um Viertel vor zwei auf, rufen auf ihrem iPad Wetterdaten und -prognosen des Deutschen Wetterdienstes ab, prüfen die Daten unserer Glättemeldeanlagen und fahren ein paar neuralgische Stellen mit dem Auto ab. Wenn sie dann hier um Viertel vor drei in der Straßenmeisterei sind, entscheiden sie, ob gestreut werden muss und alarmieren gegebenenfalls die Winterdienstbereitschaft. Die Kollegen und die eingeteilten Lohnunternehmen rücken dann aus und streuen.
Fährt der Winterdienst jetzt die gleiche Strecke wie im Winter? Es ist ja nicht überall glatt.
Für die Übergangszeit haben wir optimierte Routen entwickelt. Dort liegen alle Stellen, die glatt werden können: Straßen, die durch Wälder führen, Steigungen, Senken, Brücken. Wir greifen dann nur noch auf 6 Fahrzeuge zurück statt auf 24, die im Volleinsatz benötigt werden, wenn es dauerhaft kalt ist. Wir streuen natürlich nicht die Salzmengen, wie wir es im Winter tun, um die Umwelt nicht über Gebühr zu belasten. Und zwischen den Gefahrenstellen verzichten wir in der Regel auf das Streuen. Der Autofahrer erkennt besonders gefährliche Stellen mit Glättegefahr an dem rot umrandeten Dreieckschild mit der Schneeflocke. Die stehen vor allem an Brücken und an Waldrändern.
Mit der Gehölzpflege und den Baumfällarbeiten ist es seit 28. Februar aus Naturschutzgründen erstmal vorbei. Dennoch sieht man hin und wieder einzelne Trupps, die Äste an Bäumen absägen.
Die flächenhafte Gehölzpflege ist tatsächlich seit 1. März nicht mehr erlaubt, denn die Vögel beginnen, ihre Nester zu bauen. Totholz dürfen wir aber weiterhin entfernen, denn es geht ja um die Verkehrssicherheit von Autofahrern und Radlern. Zudem entfernen wir Wassertriebe und machen den einen oder anderen Pflegeschnitt. Wir achten aber darauf, dass wir keine Tiere stören. Im Zweifelsfall stimmen wir uns vorab mit unseren eigenen Baumexperten oder mit der Unteren Naturschutzbehörde ab.
Wo liegen jetzt Ihre Hauptaufgaben?
Ganz grob zusammengefasst: Jetzt kommt der Frühjahrsputz. Zunächst räumen wir das Schnittgut weg, das von den Pflegearbeiten übriggeblieben ist. Dann folgen die typischen Frühjahrsarbeiten: Wir kontrollieren Leitpfosten und Schilder auf ihre Standfestigkeit. Meine Mitarbeiter führen eine „Rüttelprobe“ an jedem Schild durch. So können sie feststellen, ob das Verkehrszeichen fest im Fundament verankert ist oder sich eventuell Befestigungsschellen gelöst haben. Außerdem prüfen sie, ob das Schild ausgeblichen ist oder noch ausreichend reflektiert. Sie reinigen Leitpfosten und Schilder, bessern wo nötig das Bankett aus, erledigen kleinere Asphaltarbeiten, kehren die Ortsdurchfahrten und leeren die Eimer in den Sinkästen. Das ist besonders auf den Brücken wichtig. Dort sind die Sinkkästen nicht so groß und die Eimer schnell voller Laub, Müll und Schmutz. Dann kann das Wasser nicht mehr abfließen. Und nicht zu vergessen: Wir sammeln den Müll an den Parkplätzen auf und an Streckenabschnitten, die besonders müllanfällig sind.
Werden Schäden am Bankett oder an Schildern und Leitpfosten gleich repariert?
Wenn dort Schäden sind, die die Verkehrssicherheit gefährden, dann ja. Sonst nehmen wir die Schäden im Zuge der wöchentlichen Befahrung durch den Streckenwart erstmal auf und erstellen anschließend für jeden Straßenabschnitt eine Liste mit den notwendigen Reparaturen. Die einzelnen Straßenwärtertrupps erhalten dann eine Art To-Do-Liste, bestücken ihre Fahrzeuge entsprechend und fahren los.
Nach dem Nichtwinter 2019/2020 – waren die vergangenen Monate aus Ihrer Sicht wieder wie in einem normalen Winter?
Es war ein Winter, ja, aber wir mussten nicht so viele Einsätze fahren wie in früheren Jahren. Und was mir besonders aufgefallen ist: Es war entweder warm oder kalt. Den typischen Frost-Tau-Wechsel gab es in diesem Jahr seltener als in den Vorjahren. Für unsere Straßen ist das ein Vorteil, denn so sind deutlich weniger Frostaufbrüche im Asphalt entstanden als sonst.