Kampf gegen einen aggressiven Neuling am Straßenrand
Noch bis in den Oktober hinein schauen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Straßenmeistereien München-Riem, Erding, Taufkirchen/Vils, Freising, Dachau und Fürstenfeldbruck besonders genau auf die Straßenränder von Bundes-, Staats- und teilweise auch Kreisstraßen. Ihr Augenmerk gilt einem Einwanderer aus Nordamerika, der bei empfindlichen Menschen heftige allergische Reaktionen auslösen kann: Die Beifußblättrige Ambrosie (Ambrosia artemisiifolia), auch Beifuß-Ambrosie, Beifußblättriges Traubenkraut oder Ragweed genannt. Die Blüten der Ambrosie produzieren eine enorm hohe Zahl an Pollen – Literaturangaben sprechen von bis zu einer Milliarde Pollen pro Pflanze. Das allergene Potential der Ambrosiapollen ist damit um ein Vielfaches höher als bei Gräserpollen. Da die Pflanze im August und September (ausnahmsweise auch ab Juni bis Oktober) blühen kann, verlängert sich die sonst übliche Pollensaison um zwei Monate.
Aufgrund dieser massiven gesundheitlichen Auswirkungen hat die Internationale Ambrosia Gesellschaft jeweils den ersten Samstag im Sommer zum Tag der Ambrosie erklärt, in diesem Jahr ist dies der 26. Juni. An diesem Tag soll auf die Gefahren der hochallergenen Pflanze aufmerksam gemacht werden.
Im Verantwortungsbereich des Staatlichen Bauamts Freising gibt es derzeit zum Glück nur ein paar wenige Vorkommen von Ambrosia: Im Landkreis Erding an der Kreisstraße ED 5 in Schwaig, im Landkreis Dachau an der B 471 östlich von Geiselbullach sowie im Landkreis München an zwei Stellen an der B 471 östlich der Autobahn-Anschlussstelle Oberschleißheim, an der B 471 bei der Moorwirtschaftsstelle westlich der Autobahn-Anschlussstelle Oberschleißheim sowie an zwei Stellen entlang der Staatsstraße 2053 nördlich von Neuherberg. Mit etwa 1.200 Exemplaren wächst dort der derzeit größte Bestand im Amtsbezirk.
Die Ambrosie dauerhaft an der Ausbreitung zu behindern, ist nicht ganz einfach. Kleine Bestände werden vor der Blüte mitsamt den Wurzeln herausgerissen, bei größeren Beständen wäre dies ebenfalls die beste Methode, ist aber vor allem am Straßenrand enorm aufwendig. Deshalb kann in diesem Fall auch zu bestimmten Zeiten gemäht werden. Die Pflanzen dürfen nicht am Straßenrand zurückgelassen werden, sondern werden getrennt entsorgt.
Ambrosiastandorte im Umfeld von Straßen werden mit Kunststoffpfosten markiert, damit die Standorte später einfacher gefunden werden. Wenn im späten Frühjahr die Mäharbeiten am Straßenrand beginnen oder das Bankett abgefräst wird, sparen die Straßenmeistereien die befallenen Abschnitte aus. So lässt sich verhindern, dass die Samen im Boden unbeabsichtigt weiterverbreitet werden, die bis zu 40 Jahre lang keimfähig bleiben. Gleiches gilt für die Mahd größerer Ambrosiabestände im Sommer: Im Anschluss müssen die Mähgeräte und Arbeitskleidung gründlich gereinigt werden.
Dass man der Ambrosie nicht einfach im Zuge der regulären Mäharbeiten Herr wird, liegt daran, dass eine frühe Mahd das Wachstum der Pflanze fördert. Nach dem Schnitt können die Pflanzen horizontale Seitentriebe entwickeln, die Blüten tragen und über der Bodenoberfläche wachsen. Diese bodennahen Verzweigungen sind bei einer erneuten Mahd schwierig – oder gar nicht vom Mähwerk zu erreichen.
Um herauszufinden, welche Bekämpfungsmethode sich an welchem Standort am besten eignet, hat das Bayerische Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr die Universität für Bodenkultur Wien eine groß angelegte Studie zur Bekämpfung von Ambrosia in Auftrag gegeben. Die Hochschule richtet an acht Standorten in Bayern Versuchsflächen ein, auf denen verschiedene Mähzyklen sowie physikalische Bekämpfungsmethoden auf ihre Effizienz erprobt werden. Das Forschungsprojekt läuft noch bis 2022.
Weitere Informationen:
www.lfl.bayern.de/ips/unkraut/027800/index.php