Neubau Zentrum für angewandte Brau- und Getränketechnologie der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf
Etwas mehr als zwei Jahre sind seit dem Baubeginn im Frühjahr 2019 vergangen, zehn Jahre der Provisorien und langen Wege auf dem Campusgelände vorüber. Brau- und Abfüllanlagen, Labore und Büros, Seminar- und Aufenthaltsräume, das alles bietet der Neubau der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf für den Studiengang Brau- und Getränketechnologie nun unter einem Dach. 10,8 Millionen Euro verbaute das Staatliche Bauamt Freising.
Das Grundstück, auf dem das Zentrum für angewandte Brau- und Getränketechnologie steht, liegt mitten auf dem Campus Weihenstephan an der Entwicklungsachse der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf zwischen Weihenstephaner Berg und Lange Point. Durch die zentrale Lage nördlich des Staudensichtungsgartens war nur in geringem Umfang eine zusätzliche Erschließung notwendig.
Etwa 22,5 mal 50 Meter beträgt die Grundfläche des dreigeschossigen Gebäudes. Der First des flach geneigten Satteldachs wurde aus der Mittelachse des Grundrisses nach Süden verschoben (etwa 1/3 zu 2/3). Das verleiht dem Gebäude seine besondere Charakteristik. Durch Auskragung des Ober- und Dachgeschosses um ca. 3,50 Meter entstand vor dem Haupteingang im Süden ein überdachter Außenraum, eine repräsentative Empfangs- und Kommunikationsfläche.
Grundlage für die Anordnung der Geschosse und Räume zueinander sind die Laborflächen mit ihren spezifischen technischen Anforderungen an die Lüftung und Labor-Medien.
Im Erdgeschoss sind neben Technikzentralen die Laborräume für die Mikrobiologie untergebracht. Im Obergeschoss liegen die Labore für Chemisch-Technische Analyse. Herzstück des Gebäudes aber ist auf dem gleichen Geschoss das Brautechnikum. Durch die Dachform ergibt sich für das Technikum ein großzügiger Luftraum. Dort stehen die brautechnischen Anlagen für die Herstellung von Getränken bis zu deren steriler Abfüllung. Oberlichter im Dach dieser Halle ermöglichen das Ablüften von Dampfschwaden aus der Produktion ohne mechanische Lüftung.
Nach Norden kragt das Dach etwa 4,50 Meter aus. So verfügt der Braubereich über eine eigene Erschließung, ähnlich einer gewerblichen Brauerei. So können Lieferfahrzeuge im Trockenen be- und entladen werden. Außerdem wird dort künftig das Korn, vor Regen geschützt, im Freien gemahlen. Der große Vorteil: Das Staatliche Bauamt konnte auf Explosionsschutz innerhalb des Technikums verzichten.
Die Büros, ein Seminarraum und der sogenannte Sensorikraum liegen auf der Ebene des Dachgeschosses. Im Sensorikraum können Getränke, durch verschiedenfarbiges Licht verfremdet und verkostet werden - elektronische Steuerung ermöglicht die Erzeugung jeder Nuance des gesamten Farbspektrums. Für größere Veranstaltungen lassen sich Seminar- und Sensorikraum zusammenlegen. Von diesen Räumen aus gibt es freie Sicht auf den gegenüberliegenden Weihenstephaner Berg.
Erschlossen werden die drei Ebenen über ein großes, offenes Treppenhaus im Süden, das die einzelnen Geschosse über einen Luftraum miteinander verbindet. Eine in leuchtendem Orange gestrichene über 10 Meter hohe Wand taucht die Halle in warmes Licht. Sie dient als Foyer und auf allen drei Ebenen als Aufenthaltsmöglichkeit für die Studierenden sowie als Tagungsbereich für Seminar- und Sensorikraum. Ein weiteres Treppenhaus im Norden des Gebäudes stellt den zweiten Rettungsweg sicher.
Das Erdgeschoss, welches durch die Hanglage nach Norden ins Gelände eintaucht, ist mit einer Ziegelvormauerung in hellem Sandfarbton bekleidet. Die beiden darüber liegenden Geschosse sind umlaufend in eine hinterlüftete, horizontal gegliederte Zinkblechfassade gehüllt.
Dieses Material ist in dunklem Grauton vorpatiniert.
Beheizt und gekühlt wird das Gebäude über eine Bauteilaktivierung der Betondecken. Die Kälte wird dabei direkt dem saisonalen Erdwärmepeicher entnommen. Rückgekühlt wird der Speicher durch die für die Labore angesaugte kühle Außenluft, die dabei entsprechend vorgewärmt wird. Nur für die Prozesskühlung ist eine Kältemaschine installiert. Um in den Laboren im Sommer den Wärmeeintrag durch den hohen Luftwechsel zu verhindern, ist die Lüftungsanlage mit einer adiabaten Kühlung ausgestattet. Zusätzlich erforderliche Wärme stammt aus dem campuseigenen Fernwärmenetz, das durch ein etwa zwölf Kilometer nördlich von Freising liegendes Heizkraftwerk gespeist wird. Auf dem nach Süden geneigten Teil des Daches ist eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 25 kWp installiert. Der gewonnene Strom deckt einen Teil des Bedarfs im Gebäude. Es gibt zwei Ladestationen für Elektrofahrzeuge.