Straßenbäume zwischen Hoffnung unter Hitzestress
An der B 471 zwischen Haar und Ottendichl hat das Staatliche Bauamt Freising jüngst 12 Winterlinden gepflanzt. Sie wachsen nun zwischen den bestehenden Ahornbäumen und komplettieren die Baumreihe auf der östlichen Straßenseite. In Ottendichl selbst wurden am nördlichen Ortsausgang mehrere Hopfenbuchen entlang der Bundesstraße gepflanzt. Sie sollen später der Sommerhitze trotzen, Schatten spenden und Sauerstoff produzieren. Damit die Bäume auch längerer Trockenheit trotzen, hat das Staatliche Bauamt sein Pflanz- und Pflegekonzept angepasst.
12 Bäume an einer Bundesstraße zu pflanzen, dauert knapp einen Tag. Bis die Bäume einigermaßen groß sind, ausreichend Schatten spenden und als Lebensraum für Tiere dienen, etwa 20 bis 30 Jahre. Wenn, ja wenn ihnen lange, trockene und heiße Sommer nicht zu sehr zusetzen. Der Sommer 2020 war zumindest für die Straßenbäume einigermaßen erholsam. Die Temperaturen lagen im südlichen Bayern unter dem langjährigen Durchschnitt, andauernde Trockenheit gab es keine. Und auch der Frühling 2021 war eher kühl und feucht. Für die Bäume bedeutet dies eine kurze Erholung. Doch wer genau hinsieht, merkt: Immer mehr Bäume leiden unter der zunehmenden Hitze im Sommer und den immer länger werdenden Trockenperioden.
Für die Bäume im städtischen Bereich und entlang von Straßen bedeutet dies viel Stress. Vor allem der Bergahorn leidet an Straßenstandorten unter Hitze und Trockenheit. Denn wenn die Luft vor Hitze flirrt, verstärkt sich der Effekt an den Straßen durch die Rückstrahlung des Asphalts. Fällt dann auch noch zu wenig Regen, dürren zunächst die Triebspitzen aus, später dann die Wipfel der Bäume. Äste sterben ab, erst kleinere, dann auch größere. Gibt es mehrere Trockenjahre hintereinander, kann dies dazu führen, dass der Baum komplett stirbt.
Ohnehin sind Straßenränder Extremstandorte für die Bäume. Die Bodenqualität ist in der Regel schlechter, denn entweder ist die Oberbodenschicht auf den Kiesböschungen deutlich geringer als in der freien Landschaft oder der Boden neben dem Straßenbankett ist stark verdichtet. Das erschwert das Wurzelwachstum. Der Wurzelraum von Straßenbäumen ist zudem oft geringer als an natürlichen Standorten und häufig eingeengt. Und schließlich haben die Bäume mit Salz im Boden aus dem Winterdienst zu kämpfen und mit der Salzgischt an Rinde und Knospen. Die Schäden, die an den Bäumen entstehen, vervielfachen sich, wenn es über mehrere Jahre hinweg trocken und heiß ist.
Was also tun? Das Staatliche Bauamt verbessert vor Neupflanzungen mit speziellen Substraten den Boden, die über ein hohes Wasserspeichervermögen verfügen. Ideal also gerade für Neupflanzungen bei längeren Trockenperioden, außerdem werden schon seit geraumer Zeit nur noch wärme- und hitzetolerantere heimische Baumarten wie Winterlinde, Feldahorn und Spitzahorn an Straßenstandorten.
Darüber hinaus wird in der sogenannten Fertigstellungs- und Entwicklungspflege bei Gehölzpflanzungen häufiger gewässert. Bislang sind diese Wässergänge für zwei bis drei Jahre vorgesehen, denkbar ist, dies künftig auf fünf Jahre auszuweiten.
An der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau in Veitshöchheim untersuchen Wissenschaftler im Zuge des Projekts Stadtgrün 2021 verschiedene, auch exotische Baumarten auf ihre Tauglichkeit am Extremstandort Stadt. Doch einen Rotahorn aus dem östlichen Nordamerika oder einen Ginkgo wird man auf absehbare Zeit nicht entlang einer Staats- oder Bundesstraße außerhalb geschlossener Ortschaften finden. Denn seit 2020 ist es Pflicht, in der freien Landschaft ausschließlich gebietsheimisches Saat- und Pflanzgut zu verwenden. Innerhalb einer Ortschaft dürfen aber auch andere Gehölzarten oder speziell gezüchtete Sorten gepflanzt werden. Doch beim Staatlichen Bauamt Freising bleibt man trotzdem meist bei den heimischen Arten und verwendet besonders stadtklimaverträgliche Sorten oder Sorten, die kompakte oder auch säulenformige Kronen bilden.