Sanierung zweier denkmalgeschützten Dachkonstruktionen
Auf dem Gelände der Universität der Bundeswehr München in Neubiberg stehen zwei denkmalgeschützte Flugzeughallen. Deren Dach ist jeweils ein freitragendes Gewölbe aus rautenförmigen Holzlamellen, eine sogenannte Zollinger-Konstruktion. Um diese Dächer statisch zu ertüchtigen, lässt das Staatliche Bauamt Freising derzeit Belastungsversuche an einem Modell vornehmen.
„Einfach so die Dächer der ehemaligen Flugzeughallen zu sanieren, das funktioniert leider nicht“, sagt Karin Dreer, Abteilungsleiterin beim Staatlichen Bauamt Freising und zuständig für die Liegenschaft der Universität der Bundeswehr München in Neubiberg. Zum einen habe das Landesamt für Denkmalpflege ein Auge auf die Gebäude, zum anderen liege es an der Konstruktion selbst. Bei dieser sogenannten Zollinger-Konstruktion, benannt nach dem patentierten Verfahren des Merseburger Stadtbaurats Friedrich Zollinger, wurden fabrikmäßig vorgefertigte Holzlamellen auf der Baustelle montiert. Konstruktionsbedingt entstand eine Art Wabenstruktur. Das Zollingerdach sparte 30 bis 40 Prozent Holz im Vergleich zu anderen Dachstuhl- und Hallendachkonstruktionen aus Brettschichtholz. Zudem ließen sich enorme Spannweiten mit der Konstruktion erzielen. In Neubiberg etwa sind es 30 Meter. Doch die Dachkonstruktion der beiden baugleichen Gebäude aus dem Jahr 1937 ist in die Jahre gekommen. Einzelne Lamellen sind gebrochen, die Standsicherheit ist gefährdet.
Für diese herausfordernde Aufgabe arbeitet das Staatliche Bauamt mit Statikern, Architekten und der Münchner Zimmererinnung eng zusammen.
Erste Vorüberlegungen sahen vor, ein neues Tragwerk über dem bisherigen Dach zu konstruieren. Dies hätte die filigrane Rautenkonstruktion aber zu einer Zierkonstruktion degradiert. Nun soll nach den Vorschlägen von prpm Architekten Stadtplaner aus München das bestehende Dach verstärkt und so der schlanke, reduzierte Gesamteindruck gewahrt werden. Dadurch verändert sich die derzeitige Aufbauhöhe des Daches nur geringfügig. Die störende Veränderung der Hallenansichten im Vergleich zu den Vorschlägen der Machbarkeitsstudie mit 60 bis 120 cm zusätzlicher Dachhöhe entfällt. Der neue Vorschlag kommt zudem ohne die zusätzlichen Zugbänder der Machbarkeitsstudie aus. Diese würden das Erscheinungsbild auch im Inneren der Hallen negativ beeinträchtigen.
Fazit des Sanierungskonzeptes: Der bauwerksspezifische Lösungsansatz behebt die technischen Probleme des Bestandsdaches ohne die räumliche Wirkung der Hallen zu ändern.
Federführend für die statisch-konstruktive Idee sind die Tragwerksplaner Bracher Bock Ingenieure aus München. Das Büro ist auch für die Belastungssimulationen am Modell zuständig, die zudem von einem Prüfstatiker begleitet wird.
Die Sanierung beginnt mit dem Entfernen von Dämmung und Abdichtung auf der Oberseite. Anschließend wird die vorhandene Konstruktion mit Mehrschichtplatten und Spanten verstärkt und bildet so eine neue tragfähige Dachschale. Der für eine solchen Ansatz erforderliche planerische Aufwand liegt bei der erarbeiteten Sonderlösung über dem einer regulären Hallenkonstruktion, zumal hier außerhalb bewährter Berechnungs- und Ausführungsverfahren im teilweise nichtnormativen Raum gearbeitet wird. Deshalb arbeitet das Staatliche Bauamt mit Sachverständigen beziehungsweise Gutachtern zusammen. Das Modell im Maßstab 1:3 für die Belastungssimulation steht derzeit im Innenhof der Bauinnung München.